Turnfahrt Männer 2022

Nebst Schmerzen am verlängerten Rücken und dem einen oder anderen Muskelkater bleiben gute Gespräche und tolle Eindrücke in Erinnerung von der zweitägigen E-Bike-Tour der Männerriege des TV Merenschwand beim Titisee (Schwarzwald)

Wieso leitest du seit 20 Jahren die Männerriege? Die Frage stellte der lokale Tourguide Manfred unserem Reiseleiter Stefan kurz vor Abschluss der zweitägigen E-Bike-Tour, bei einer Rast an der Skisprungschanze Adler in Hinterzarten. «Die sind für mich wie eine Familie geworden», antwortete Stefan mit Blick über die 14 anderen Anwesenden. Noch expliziter war zwanzig Stunden zuvor seine Liebeserklärung im Männerriegen-Reise-Chat ausgefallen. Zugegeben, die Nachricht «Ich liebe dich» sollte eigentlich gar nicht in diesem Chat landen, sondern an seine Frau gehen. Trotzdem wurde die Botschaft von den Kollegen mit zahlreichen «wir haben dich ja auch lieb!» quittiert.

Nach der Anfahrt im gemieteten Bus ab Merenschwand und einem stärkenden Frühstück im 3-Sterne-Hotel Hochfirst in Saig bezog die Truppe bereits am Samstagmorgen ihre roten E-Bikes – an bester Adresse unmittelbar am Titisee. Auf den folgenden 72 Kilometern der ersten Tagesetappe sollte sich ausreichend Gelegenheit bieten, über die kraftvolle Unterstützung des Elektromotors zu frohlocken und die ersten Druckstellen am Kontaktorgan mit dem Sattel zu beklagen. Sämi sollte die betroffene Körperstelle später als «Perineum» identifizieren, danke an dieser Stelle für seinen Google-Suchaufwand.

«Bähnle-Radweg» und Rothaus-Brauerei
Die erste Etappe führte zur Hochfirstschanze und weitgehend auf einem stillgelegten Bahntrasse, dem «Bähnle-Radweg» vorbei am ehemalige Bahnhof Kappel-Grünwald und übers Klausenbachviadukt – und vorbei leider auch an diversen angeschriebenen Häusern. Wenn man dem ebenso ortskundigen wie engagierten Tourguide Manfred überhaupt etwas ankreiden will, dann diese «Leseschwäche». Da fruchteten auch die «Panne!»-Rufe nicht, wenn wieder mal ein Biergarten-Schild auftauchte. «Die haben geschlossen», pflegte er dann zu erwidern, wenn er wieder einmal ohne zu verlangsamen an einer offensichtlich gut besetzten Gastwirtschaft vorbeirauschte. Ein Einsehen hatte er erst zur (verspäteten) Mittagsrast beim Brauerei-Gasthof Rothaus, dem Entstehungsort der flüssigen «Tannenzäpfle». Nebst dem obligaten Hopfensaft gab es hier Würste im Doppelpack und für den einen oder anderen sogar ein Kindermenü.

Mit diesem Energienachschub erreichte die Gruppe am Nachmittag den Schluchsee, wo sich im Garten der Vesperstube Gelegenheit bot, mit Seeblick für den Retourweg nachzutanken – mit Schorle natürlich. Hier bewies der unnachgiebige Stefan Verhandlungsgeschick und orderte für den mit einem Montagsmodell ausgestatteten Schreiberling – drei der zehn Gänge des Velos wechselten jeweils nach Belieben – ein Ersatzbike. Während die anderen bereits beim Apero sassen, hiess es also nochmals an den Titisee runter zum Velowechsel. Die Zusatzschlaufe hat sich allerdings doppelt gelohnt: nach einer rasanten Downhill-Fahrt ging es mit neuem Bike, frischem Akku und höchster Elektromotor-Unterstützung auf dem steilen Rodelweg die 130 Höhenmeter mühelos wieder hinauf nach Saig.

«Alte Pflaume und hölzerner Hof-«Kühlschrank»
Wenn 15 Männer gemeinsam einen Wochenendausflug machen, dann denkt man eher an Bier und schlüpfrige Witze als an tiefgründige Gespräche über Frauen. Und doch, unter Freunden kann man sich auch über Gefühle austauschen: «Ich könnte meine Frau manchmal auf den Mond schiessen, wenn der nicht so weit weg wäre», tat das einer beim gemeinsamen Abendessen – unter dem Gelächter der anderen folgten Tipps, etwa die aussergewöhnliche Nähe des «Supermonds» zu nutzen. Im Laufe des Abends sollte die Stimmung immer fröhlicher werden. Einige klinkten sich eher aus und zogen sich auf ihre Doppelzimmer zurück, um den folgenden E-Bike-Tag nicht mit Defizit in Angriff nehmen zu müssen, die letzten feierten in der Lounge bei Selbstbedienung und «Alter Pflaume» weiter, als das Servierpersonal schon lange Feierabend gemacht hatte. 

Erstaunlich frisch traf man sich am Sonntag wieder zum Frühstück und pünktlich ging es auf die zweite Tagestour. Diesmal mit etwas weniger Kilometern, dafür gespickt mit etwas mehr Höhenmetern und tollen Aussichtspunkten, etwa dem Hochfirst und dem kühlen, sauerstoffreich-klaren Feldsee – «Baden verboten!» mahnte hier Tourguide Manfred. Die Naturranger kennen in diesem bei Influencern als Fotospot bekannten Paradies offenbar kein Pardon. Nach der Mittagsrast im Raimartihof ging es via Mathisleweiher und Getränkestation Schwörer, einer Raststelle mit hölzernem Hof-«Kühlschrank», zur eingangs erwähnten Skisprungschanze Adler in Hinterzarten. Dass da nach zwei Tagen auf dem Sattel Wortspiele von zarten Hintern nicht ausbleiben konnten, versteht sich von selber.

130 Kilometer – fast unfallfrei
Pünktlich um 15.30 Uhr erreichte man wieder den Titisee, zur Rückgabe der einst knallig-roten, nun aber nach zwei Tagen Fahrt auf Geröll und Erde durch die ausgetrocknete Landschaft ziemlich verstaubten Flitzer. Knapp 130 Kilometer hat der Tacho an diesem Wochenende summiert, dies fast unfallfrei. Zumindest blieb Ernst bei seinem Ausflug in den Graben unverletzt und auch für Markus hielten sich die Folgen des «Abflugs» zum Glück im Rahmen. Nach dem Transfer zurück zum Hotel blieb dort noch Zeit für ein letztes Anstossen im Biergarten, ehe es wieder auf den Nachhauseweg ging. An der Ruhe im Bus merkte man, dass das Programm der beiden Tage es in sich gehabt hatte. An der herzlichen Verabschiedung mit Dank an Organisator Stefan, Fahrer Paul und die Touren-Schlusslichter Jürg und Pirmin zeigte sich, dass das gemeinsame Wochenende zusammengeschmiedet hat. Freundschaften wurden gestärkt – oder Familienbande, um beim Eingangs erwähnten Bild von Stefan zu bleiben.

Autor: Thomas Stöckli

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